Forschungsstelle Antiziganismus Über uns

Das Phänomen Antiziganismus hat bis heute einen wesentlichen Einfluss auf die Wahrnehmung und gesellschaftliche Lage der größten und am stärksten marginalisierten Minderheitengruppen Europas, der Sinti und Roma. Deshalb kommt der Erforschung dieser besonderen Form von Rassismus eine hohe gesellschaftspolitische Relevanz zu.

Nach einer langen Periode des akademischen Schattendaseins hat die Antiziganismusforschung in den letzten zehn Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt. Ein sichtbares Ergebnis dieser Entwicklung ist die Etablierung der Forschungsstelle Antiziganismus (FSA) im Juli 2017 am Historischen Seminar der Universität Heidelberg. Als erste Facheinrichtung ihrer Art beschäftigt sie sich mit grundlegenden Studien zu Ursachen, Formen und Folgen des Antiziganismus in den europäischen Gesellschaften vom Mittelalter bis in die Gegenwart. 

Mechanismen der Vorurteilsbildung und Praktiken der Diskriminierung werden historisch fundiert, theoriegeleitet und bevorzugt vergleichend sowohl auf lokaler, regionaler, nationaler wie auch auf transnationaler Ebene untersucht. Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden im Kontext der Rassismus-, Stereotypen-, Gewalt- und Inklusionsforschung beleuchtet.

Die FSA ist in einem repräsentativen Gebäude in der Heidelberger Altstadt unterhalb des Schlosses untergebracht, auf einer Gesamtfläche von etwa 110 Quadratmetern. Die Grundfinanzierung von 2,5 Stellen (1 wiss. Geschäftsführer; 1 wiss. Mitarbeiterin E 13; 0,5 Verwaltungsstelle) erfolgt durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Eine auf Dauer angelegte Struktur ermöglicht die kontinuierliche Generierung von wissenschaftlich exzellenten Erkenntnissen in einem dynamischen Forschungsumfeld. 

Die regelmäßige Einwerbung von Drittmittelprojekten sowie die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sind zentrale Ziele der FSA. Die Gewinnung von Forscherinnen und Forschern aus den Sinti und Roma-Communitys ist uns dabei wichtig. Jährlich schreibt die FSA das von der Manfred Lautenschläger-Stiftung geförderte „Romani Rose-Fellowship“ aus. Außerdem werden in Kooperation mit der Graduiertenakademie zwei Promotionsstipendien für jeweils drei Jahre vergeben. Integraler Bestandteil der Arbeit sind zudem die Vermittlung des Themas Antiziganismus im Rahmen der universitären Lehre und der Wissenstransfer in die Öffentlichkeit. Jedes Semester bieten Forscherinnen und Forscher der FSA Lehrveranstaltungen am Historischen Seminar an. Publikationen wie unsere Schriftenreihe richten sich nicht nur an ein Fachpublikum, sondern auch an Multiplikator:innen im Bildungsbereich, Medienschaffende oder Interessierte aus der Zivilgesellschaft. Es gibt darüber hinaus einen engen und vielfältigen Austausch mit Selbstorganisationen der Sinti und Roma.

Im Frühjahr 2022 durchlief die FSA ein Evaluationsverfahren. Die Gutachterinnen und Gutachter empfahlen die weitere Förderung der FSA ohne jeglichen Vorbehalt und mit größtem Nachdruck. Im Juli 2022 richtete der Rektor der Universität Heidelberg einen akademischen Festakt anlässlich des fünfjährigen Bestehens der Forschungsstelle aus.

Vor 2017 hat die Manfred Lautenschläger-Stiftung bereits zentrale, thematisch verwandte Forschungsarbeiten am Lehrstuhl für Zeitgeschichte gefördert, aus denen die FSA hervorging. Wissenschaftliche Leiterin ist seit dem 1. Januar 2023 Prof. Dr. Tanja Penter, Inhaberin der Professur für Osteuropäische Geschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg. Sie löste Prof. Dr. Edgar Wolfrum ab, der der die Leitung der Forschungsstelle seit ihrer Gründung 2017 innehatte.

Zu sehen sind die Rednerinnen und Redner des Festaktes anlässlich des 5-jähriges Bestehens der Forschungstelle für Antiziganismus
Zu sehen sind Gäste der Eröffnungzeremonie der Forschungstelle für Antiziganismus
Zu sehen sind Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg., und Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien