Forschungsstelle Antiziganismus Wissenstransfer
Die FSA präsentiert ihre Forschungsthemen regelmäßig im Rahmen von (Online-)Vorträgen sowohl im akademischen Feld als auch im zivilgesellschaftlichen Bereich, etwa im Kontext rassismuskritischer oder bildungspolitischer (Präventions-)Arbeit. Wir organisieren u. a. Tagungen, Ringvorlesungen, Filmreihen oder Buchvorstellungen zum Themenfeld. Wichtige Elemente des gesellschaftlichen Transfers unserer Forschungsergebnisse sind außerdem die Beratung von externen Projekten und die Mitarbeit in Fachgremien von Mahn- und Gedenkstätten, denen eine Schlüsselrolle in der bundesdeutschen Gedenkkultur zukommt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der engen Kooperation mit Selbstorganisationen der Sinti und Roma.
Mediale Vermittlung
Die Forschungsstelle ist eine wichtige Ansprechpartnerin für die Medien. Seit der Eröffnung im Juli 2017 sind zahlreiche Presseartikel über unsere Arbeit erschienen. Mitarbeitende der Forschungsstelle stehen regelmäßig als Interviewpartnerinnen und -partner für Printmedien, Rundfunk- und Fernsehsendungen zur Verfügung. Als Beispiele seien genannt die Beteiligung von Dr. Karola Fings an der ARD-Dokumentation „Der lange Weg der Sinti und Roma“, die Mitwirkung von Daniela Gress, Dr. Radmila Mladenova und Dr. Frank Reuter an den Dokumentarfilmen „Unrecht und Widerstand – Romani Rose und die Bürgerrechtsbewegung“ und „Der offene Blick – Künstlerinnen und Künstler der Sinti und Roma“ von Peter Nestler (ersterer ausgezeichnet mit dem Grimme-Preis) sowie eine Folge der Sendung ZDF-History zum Thema „Sinti und Roma. Eine deutsche Geschichte“ mit Dr. Frank Reuter. Darüber hinaus ist die Forschungsstelle an Projekten beteiligt, die Medien- und Filmschaffende für Antiziganismus sensibilisieren sollen.
Politikberatung
Der wissenschaftliche Geschäftsführer der Forschungsstelle, Dr. Frank Reuter, und die Leiterin des vom Auswärtigen Amt finanzierten Drittmittelprojekts „Enzyklopädie des NS-Völkermordes an den Sinti und Roma in Europa“, Dr. Karola Fings, waren Mitglieder der vom Deutschen Bundestag eingesetzten Unabhängigen Kommission Antiziganismus (UKA). Das Gremium hat sich am 27. März 2019 im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat konstituiert. Ihm gehörten elf Personen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft an, die sich in interdisziplinärer Perspektive mit Antiziganismus befassen. Es handelt sich um die erste Regierungskommission mit dieser inhaltlichen Ausrichtung in der Geschichte der Bundesrepublik.
Der über 600 Seiten umfassende Abschlussbericht der UKA, der im Mai 2021 der Bundesregierung übergeben und zwischenzeitlich als Online- und Printversion veröffentlicht wurde, stützt sich auf 15 aktuelle, von der Kommission initiierte und von den Kommissionsmitgliedern betreute wissenschaftliche Studien, die allesamt online zugänglich sind. Er enthält zahlreiche Handlungsempfehlungen an Politik, Medien und Zivilgesellschaft. Der Bericht stuft Antiziganismus als ein massives gesamtgesellschaftliches Problem und als allumfassende Alltagserfahrung von Sinti und Roma ein. Die Kommission fordert eine umfassende Strategie gegen Antiziganismus und einen grundlegenden Perspektivwechsel in der deutschen Gesellschaft, der die strukturellen Ursachen des Problems in den Blick nimmt. Notwendig ist nach Ansicht der Kommissionsmitglieder eine Politik der nachholenden Gerechtigkeit, die das seit 1945 begangene Unrecht gegenüber Überlebenden und deren Nachkommen in den Blick nimmt und ausgleicht. Zudem fordert die Kommission, effektive und nachhaltige Partizipationsstrukturen für die Communitys der Sinti und Roma auf allen Ebenen zu schaffen. Nicht zuletzt verweist der Bericht auf die Defizite bei der wissenschaftlichen Erforschung des Antiziganismus.

Am 14. Dezember 2023 hat der Deutsche Bundestag in einer 40minütigen Debatte die Handlungsempfehlungen der Unabhängigen Kommission Antiziganismus beraten und mit breiter Mehrheit dazu eine überfraktionelle Entschließung angenommen. In der Entschließung wird auf die Forschungsstelle Antiziganismus ausdrücklich Bezug genommen. Unter Punkt 13 heißt es: „(…) zudem sollte sich der Bund dafür einsetzen, die ‚Forschungsstelle Antiziganismus‘ an der Universität Heidelberg zu einem ‚Zentrum für Antiziganismusforschung‘ auszubauen und eine Förderung prüfen“.