Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte „Who Cares? Familien- und Sorgebeziehungen im Wandel“

Grafische Darstellungen von verschiedenen Familienmodellen

Mutter, Vater, Kind(er) – bis heute gilt das traditionelle Familienbild vielen als Maßstab und Ideal. Ihm stehen aktuelle Entwicklungen entgegen: neue Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin, Änderungen der Gesetzeslage sowie der gelebte Alltag in diversen Familien, deren Vielfalt zunehmend gesellschaftlich sichtbar wird. Sie fordern die Gesellschaft heraus sich darüber zu verständigen, wer und was Familie ist und zukünftig sein soll. Verhandelt wird, wie Sorgeverhältnisse ausgestaltet werden sollen. Öffentliche Debatten zeigen die politische und gesellschaftliche Relevanz des Themas.

Solche Debatten wissenschaftlich zu fundieren, ist das Ziel des Projekts „Who Cares? Familien- und Sorgebeziehungen im Wandel“. Es ist an der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte unter der Leitung von Prof. Dr. Katja Patzel-Mattern angesiedelt. Ziel des im Herbst 2024 gestarteten Projekts ist es, familiäre Strukturen und Sorgebeziehungen sowie ihren Wandel interdisziplinär zu erforschen.

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Dabei gehen wir von der These aus, dass Vielfalt das bestimmende Prinzip bei der Frage nach dem „Who Cares?“ war und ist. Elternschaft, Familie und sorgende Beziehungen wurden schon immer diverser gelebt, als es das im 18. Jahrhundert etablierte Ideal der Kernfamilie nahelegte. Untersucht wird, wie und warum sich Vorstellungen und Lebensrealitäten von Familien verändern. Familiale Strukturen sind stark kulturell geprägt. Gefragt wird deswegen auch über Deutschland und Europa hinaus nach Unterschieden in den Sorgebeziehungen verschiedener gesellschaftlicher Teilgruppen. Was passiert, wenn deren jeweilige Vorstellungen aufeinandertreffen und miteinander ausgehandelt werden, zum Beispiel in interethnischen Beziehungen oder solchen mit multiplen Religionszugehörigkeiten?

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Klar ist damit, dass auf Sorgebeziehungen nicht nur ethisch-moralische Vorstellungen und psychosoziale Bedingungen des Einzelnen wirken, sondern auch soziokulturelle und ökonomische Zwänge sowie rechtliche Rahmenbedingungen. Das Forschungsprojekt ist aus diesem Grund interdisziplinär angelegt und besteht aus insgesamt zehn Personen aus fünf verschiedenen Fachrichtungen.

Die Projektgruppe bereitet ein größeres Verbundprojekt vor, für das sie Drittmittel einwerben möchte. Ihr Ziel ist es, die interdisziplinäre Familienforschung voranzutreiben und zugleich junge Wissenschaftler:innen in diesem Forschungsgebiet auszubilden. Die methodisch interdisziplinär sowie in der Wissenschaftskommunikation geschulten Forschenden sind für den Arbeitsmarkt innerhalb und außerhalb der Wissenschaft qualizifiert – sei es in der Care-Forschung oder in der Care-Arbeit. Um Forschungsergebnisse der Beteiligten und weiterer Forschender, Beiträge aus der Praxis und Neuigkeiten der Familienforschung mit der interessierten Öffentlichkeit zu teilen, betreibt das Forschungsprojekt den wissenschaftlichen Blog „Who Cares?“.

Gefördert im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.