Simon Schulz, M.A.
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Simon Schulz
Historisches Seminar
Osteuropäische Geschichte
Raum 304
Grabengasse 3-5
69117 Heidelberg
Deutschland
Forschungsinteressen
- Sowjetgeschichte
- Umweltgeschichte
- Geschichte der Wissenschaft und des Wissens
- Verflochtene Geschichte
- Geschichte des Kalten Krieges
- Geschichte der Geschichtsschreibung
Dissertationsprojekt
Rotes Wetter. Sowjetische Atmosphärenforschung zwischen internationalem Kalten Krieg und regionaler Expertise
Wird das nächste Internationale Geophysikalische Jahr nicht mit Versuchen verbunden sein, meteorologische Prozesse durch einen international koordinierten und umgesetzten Einfluss auf das Wetter zu kontrollieren?
Diese Frage stellte der sowjetische Geophysiker Evgenij Konstantinovič Fėdorov 1957 in einem Artikel für die führende Zeitung der UdSSR, die Prawda. Während heutige Leser sich über solche Äußerungen eines international hoch angesehenen Wissenschaftlers wundern mögen, erschien diese Sichtweise den Lesern der 1950er Jahre wohl durchaus plausibel und vernünftig. In den Tagen des Kalten Krieges, geprägt von nuklearen Waffen und Weltraumrennen, schienen atemberaubende wissenschaftliche Durchbrüche in verschiedenen Disziplinen möglich, darunter auch im Bereich der „Wetterbeeinflussung”. Wissenschaftler in zahlreichen Ländern, insbesondere in den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion, untersuchten atmosphärische Prozesse, um Niederschläge zu erhöhen, Hagel zu unterdrücken oder sogar eine noch umfassendere „Kontrolle über das Wetter” zu erlangen.
In meiner Dissertation untersuche ich die sowjetische Geschichte dieser Wetterbeeinflussung, indem ich die Forschungen der UdSSR zum „aktiven Einfluss auf meteorologische Prozesse” während des Kalten Krieges aus der Perspektive der verflochtenen Geschichte betrachte. Anstatt die Forschungseinrichtungen im „Zentrum” in Moskau und Leningrad im Rahmen des Nationalstaates zu betrachten, konzentriere ich mich auf regionale wissenschaftliche Feldforschung und die transnationale Verbreitung von Wissen, Techniken und Menschen. Meine Forschung stützt sich daher auf Fallstudien aus ehemaligen Sowjetrepubliken und westlichen Ländern, um die Verflechtungen innerhalb der Sowjetunion und über den Eisernen Vorhang hinweg nachzuzeichnen, die die sowjetische Forschung zur Wetterbeeinflussung geprägt haben. Damit leistet mein Dissertationsprojekt einen Beitrag zur laufenden Neuausrichtung des Fachgebiets der osteuropäischen und eurasischen Geschichte hin zu einem „dezentralisierten” Verständnis der sowjetischen Geschichte sowie zum Fachgebiet der Wissenschaftsgeschichte in seinen Bemühungen, seine primäre Fokussierung auf die amerikanische und westeuropäische Geschichte zu überwinden.
Lebenslauf
seit 2025 – Doktorand am Institut für Geschichte der Universität Heidelberg
seit 2022 – Verschiedene Positionen als studentische Hilfskraft und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Heidelberg:
- DFG-Graduiertenschule „Ambivalente Feindschaft“, Heidelberg Centre for Transcultural Studies (HCTS)
- DFG-Heisenberg-Projekt „Perestroika als Mehrebenenprozess“, PD Dr. Franziska Schedewie
- Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte, Prof. Dr. Tanja Penter
- Philipp-Schwartz-Initiative für ukrainische Forscher, Prof. Dr. Dmytro Tytarenko und Dr. Tetiana Pastushenko
- Tutor für Osteuropäische Geschichte, Fachbereich Geschichte
2022 – 2024: M.A. Global History, Universität Heidelberg (mit Auszeichnung abgeschlossen)
2021 – 2022: ERASMUS+ Auslandssemester, Université Sorbonne, Frankreich
2019 – 2022: B.A. Geschichte und Politikwissenschaft, Universität Heidelberg
2019: Matura, Abteigymnasium Seckau, Österreich
Publikationen
- Schulz, Simon: "Uncle Sam als Weltverschwörer? Entstehung und Folgen eines sowjetischen Geschichtsnarrativs", in: Hennen, Charlotte / Horn, Luzie / Klahn, Johanna / Kaul, Semjon / Krug, Rebecca (ed.): Was bleibt? Erinnerung in Ost- und Südosteuropa, Berlin: Frank & Timme 2024, pp. 131-147.
- Schulz, Simon: Conference Report: "From Soviet to Independent Ukraine: A Time of Change", in: H-Soz-Kult, 11.11.2024.