Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Hannah Schultes M.A.
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Dissertationsprojekt
Vom Ernährer zum „neuen Vater“? Ideal und Praxis der Vaterschaft in den 1980er Jahren der Bundesrepublik
Die Arbeit fragt danach, wie sich das Verhältnis von Ideal und Praxis von Vaterschaft in den 1980er Jahren der Bundesrepublik gestaltete. In diesem Zeitraum wurde eine als neu wahrgenommene Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität von Vaterschaft zum Diskussionsgegenstand der zeitgenössischen Sozialwissenschaft. Dieser Befund stand im Kontext eines neuen Leitbildes, das in der Figur des „neuen Vater“ seinen deutlichsten Ausdruck fand. Zugleich veränderte sich unter den wirtschaftlichen Bedingungen einer Bundesrepublik „nach dem Boom“ mit ihrem Strukturwandel der Wirtschaft, einer Erosion des Normalarbeitsverhältnis und einer neuen Massenarbeitslosigkeit auch die traditionelle Rolle als Familienernährers.
Um die Ausprägungen des Verhältnisses von Vaterschaftsideal und -praxis angesichts neuer Leitbilder und ökonomischer Umbrüche in den 1980er Jahren zu erfassen, analysiert die Arbeit männliche Perspektiven auf die eigene Rolle als Vater, Partner und Erwerbstätiger: Wie erlebten Väter in den 1980er Jahren die Sorgebeziehung zu den eigenen Kindern? Wie sahen sie angesichts der Kritik aus der Zweiten Frauenbewegung und der Idee der „Partnerschaftlichkeit“ ihre Rolle in Haushalt und Hausarbeit? Welchen Einfluss hatten die wirtschaftlichen Bedingungen auf Ideal und Praxis der Vaterrolle?
Als Quellenmaterial der Untersuchung dienen sozialwissenschaftliche Interviews und Gruppendiskussionen aus dem Untersuchungszeitraum, die einer historischen Sekundäranalyse unterzogen werden, sowie weiteres Archivmaterial und Veröffentlichungen der empirischen Sozialforschung. Unterschiede zwischen Vätern unterschiedlicher Klassenzugehörigkeit werden dabei systematisch berücksichtigt. Die Dissertation leistet damit einen Beitrag zu einer Sozialgeschichte von Vaterschaft „nach dem Boom“ unter Einbezug der drei Erfahrungsbereiche Sorge-, Haus- und Erwerbsarbeit.
Zur Person
2019 – 2020
wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Soziologie/Soziale Ungleichheit und Geschlecht der Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum
2019
Projektmitarbeiterin der Dokumentationsstelle Antiziganismus (DOSTA) von Amaro Foro e.V. in Berlin
2016 – 2019
Tätigkeit als Redakteurin und freie Journalistin
2018
Abschluss des Master of Arts Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin, Abschlussarbeit: „Pflegekräfte zweiter Klasse? Eine Untersuchung von Arbeitsverhältnissen spanischer Krankenpfleger_innen vor dem Hintergrund des Theorems der Neuen Landnahme“
2014 – 2015
studentische Hilfskraft am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin im Rahmen der Konzeption und Co-Leitung der Tutorien „Was ist neu an Neuer Migration?“ (Sommersemester 2014) und „Neue Migration und Arbeitsverhältnisse“ (Sommersemester 2015)
2011
Abschluss des Bachelor of Arts Sozialwissenschaften mit den Fächern Politikwissenschaft, Soziologie und Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Boğaziçi Üniversitesi in Istanbul, Abschlussarbeit: „Fremd- und Selbstbilder im deutschen Einwanderungsdiskurs. Die ,Sarrazindebatte‘ in der Presse“
Publiaktionen (Auswahl)
Table
Aufsätze |
2024 Zwischen Einschlafritual und Fabrik. Väterliche Sorge in Arbeiterfamilien anhand soziologischer Interviews. In: Fuhrich, Gina/Patzel-Mattern, Katja/Gawlich, Max (Hg.): Geschichte der Kindheit im geteilten Deutschland 1949-1989. Stuttgart 2024, S. 69-86. |
2016
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2012 Antimuslimische Effekte. Zu den gegenwärtigen Verschränkungen des Islamdiskurses in den Medien. In: Migration und Soziale Arbeit 3/2012, S. 202-209. (mit Sebastian Friedrich) |
2011 Von ‚Musterbeispielen‘ und ‚Integrationsverweigerern‘. Repräsentationen von Migrant_innen in der ‚Sarrazindebatte‘. In: Friedrich, Sebastian (Hg.): Rassismus in der Leistungsgesellschaft. Münster 2011, S. 77-95. (mit Sebastian Friedrich) |
Rezensionen |
2015 Rezension zu: Gunnarsson, Lena: The Contradictions of Love. Towards a feminist-realist ontology of sociosexuality. London 2014, in: Querelles 16(4). |
2013 Rezension zu: Lünenborg, Margreth/Fritzsche, Katharina/Bach, Annika: Migrantinnen in den Medien. Darstellungen in der Presse und ihre Rezeption. Bielefeld 2009, in: kritisch-lesen.de, Ausgabe 27. |
Blogbeiträge |
Vorträge
02/2024
Vom Ernährer zum Fürsorger? Ein historischer Blick auf Sorgearbeit von (Groß-)Vätern. Vortrag mit Dr. Gina Fuhrich am 29.2.2024 im Rahmen der Online-Veranstaltung „Equal Care Day-Festival“.
09/2021
Arbeitszeitformen und väterliches Sorgehandeln in den 1980er Jahren der Bundesrepublik. Vortrag am 21.9.2021 im Online-Workshop „,Alltagsväter?‘ Männliche Sorgebeziehungen in historischer Perspektive seit 1950“ der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte am Historischen Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
06/2016
Alltäglicher Ausnahmezustand: Institutioneller Rassismus bei der Polizei. Vortrag mit Johanna Mohrfeldt am 2.6.2016 am Institut für Politikwissenschaft der Universität Münster im Rahmen der Ringvorlesung „Kritische Perspektiven auf Innere Sicherheit“.
12/2015
The invisible debt – Spanish nurses in Berlin and Brandenburg. Vortrag am 12.12.2015 in der Georg-August-Universität Göttingen im Rahmen der Tagung „Gendering Migration Studies – Beyond the Feminization Paradigm“ des Netzwerks Gender und Migration Niedersachsen.
03/2015
„Rücknahme von sozialen Rechten im Kontext von EU-Migration. Vortrag mit Katharina Schoenes am 27.3.2015 in der Shedhalle Zürich im Rahmen der Tagung „Rassismus & Ökonomie“ des Netzwerks kritische Migrations- und Grenzregimeforschung (kritnet).
Veranstaltungsorganisation
2021
Online-Vortragsreihe mit vier Vorträgen: „Mutter, Vater, Kind? Elternschaft gestern und heute“ der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg in Kooperation mit den Volkshochschulen Heidelberg und Mannheim vom 7.10. bis 16.12.2021 (mit Dr. Gina Fuhrich).
Online-Workshop „Alltagsväter?“ Männliche Sorgebeziehungen in historischer Perspektive seit 1950“ vom 20.9. bis 21.9.2021 an der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte am Historischen Seminar der Universität Heidelberg (mit Dr. Gina Fuhrich).
2015
Organisation des Tracks „Ökonomische Verwertung und die Rolle der rassistischen Migrationspolitiken“ auf der Tagung „Rassismus & Ökonomie“ des Netzwerks kritische Migrations- und Grenzregimeforschung (kritnet) am 27.3.2015 in der Shedhalle Zürich (mit anderen).
Lehrveranstaltungen
Sommersemester 2020, Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum
Bachelor-Seminare: „Unter ,anderen Bedingungen‘? Prekäre Arbeit und Geschlecht“ (Aufbaumodul Sozialstruktur und Sozialer Wandel) und „Migrant Labour and Precarity in the European Union“ (Aufbaumodul Internationalisierung und Vergesellschaftung im Vergleich).
Wintersemester 2019/2020, Fakultät für Sozialwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum
Bachelor-Seminar: „Migration and the Family: Intimate Connections between Migration, Labour Markets and Care Arrangements“ (Aufbaumodul Internationalisierung und Vergesellschaftung im Vergleich).