Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte „Who cares? Sorgebeziehungen im Wandel“

Mutter, Vater, Kind – bis heute gilt das traditionelle Familienbild vielen als Maßstab, als Ideal- und Normvorstellung. Ihm stehen aktuelle Entwicklungen entgegen: neue Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin, Änderungen der Gesetzeslage sowie der gelebte Alltag in diversen Familien. Sie fordern die Gesellschaft heraus sich darüber zu verständigen, wer und was Familie zukünftig sein soll. Eine neue Definition des Familienbegriffs und seiner Parameter sind notwendig.

Dieser Herausforderung widmet sich das interdisziplinäre Projekt „Who cares? Sorgebeziehungen im Wandel“. Es ist an der Professur für Wirtschafts- und Sozialgeschichte unter der Leitung von Prof. Dr. Katja Patzel-Mattern angesiedelt. Ziel des Projektes, das im August 2024 begonnen hat, ist es, den Wandel familiärer Strukturen und Sorgebeziehungen zu erforschen. Dabei gehen wir von der These aus, dass Elternschaft seit dem 18. Jahrhundert, in dem sich der Mythos der Kernfamilie herausbildete und etablierte, schon immer vielfältiger war, als das Ideal es nahelegte. Untersucht werden soll, ob und wie der Mythos der bürgerlichen Kernfamilie bis in die Gegenwart die Erwartungen und Normen beeinflusst, die an Familien gestellt werden. Gefragt wird zugleich, wie historisch überkommene Konzepte durch alternative Formen sozialer Elternschaft und an einigen Orten der Welt legalisierter Leihmutterschaft herausgefordert werden. Im Vordergrund des Forschungsinteresses steht dabei folgende Frage: Wie beeinflusst die Spannung zwischen dem Ideal der Familie und den gelebten Sorgebeziehungen die Gestaltungsräume, in denen sich Familien gesellschaftliche Normerwartungen aneignen und an ihre Lebensrealität anpassen?
Das Projektteam besteht aus Prof. Dr. Karen Nolte (Medizingeschichte), Prof. Dr. Beate Ditzen (Psychologie), Prof. Dr. Sabina Pauen (Psychologie), Prof. Dr. Marc Weller (Rechtswissenschaften) und Jun. Prof. Dr. Anette Haußmann (Theologie).

Gefördert vom Research Council des Field of Focus 3 der Universität Heidelberg im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern.