| Promotionsprojekt: Presse, Politik und Mobilisierung in Istanbul 1908-1914.
Das Promotionsprojekt untersucht die Funktion und politische Wirkmacht von Kommunikationsstrukturen in Istanbul während der zweiten konstitutionellen Periode des Osmanischen Reiches. Die Tageszeitung Tanin und ihre Autoren- und Herausgeberschaft bilden hierbei die zentrale Fallstudie der Arbeit. Mit ihr wird beispielhaft herausgearbeitet, welche Formen, Räume und Orte von Informationsaustausch nach der Jungtürkischen Revolution an Bedeutung gewannen und wie sie politische Aktivität und Mobilisierung in der osmanischen Hauptstadt prägten. | |
| Promotionsprojekt: Eine Großherzogin in Trauer. Luise von Baden und die emotionale Herrschaft (1888-1923).
Die jüngere historische Monarchieforschung hat festgestellt, dass für die Fürstenhäuser des 19. und frühen 20. Jahrhunderts Popularität zu einem wichtigen Repräsentations- und Legitimationsfaktor wurde. Das Dissertationsprojekt untersucht den maßgeblichen emotionalen Anteil daran anhand der badischen Großherzogin Luise, geborene Prinzessin von Preußen (1838-1923). Sie war seit 1888 und bis zu ihrem Tod mehrfach von familiären Todesfällen betroffen und inszenierte sich seitdem zunehmend als Trauernde und Trösterin. Ihre darauf beruhende gefühlsbetonte Adressierung der Bevölkerung generierte in Anlehnung an hergebrachte Legitimationsstrategien und in engem Zusammenspiel mit den modernen Massenmedien ein Narrativ der Verbundenheit zwischen Bevölkerung und Dynastie. Daher wird gefragt, wie das Haus Baden auf emotionaler Grundlage versuchte, Anerkennung und Prestige aufrechtzuerhalten und somit in einer Zeit gesellschaftlicher Wandlungsprozesse und politischer Umbrüche seine Stellung zu stabilisieren. | |
| Natürliche Körper. Die body politics der europäischen Lebensreform (1890-1940).
In der jüngeren Geschichte gab es eine Reihe von Bewegungen, die Politik im Namen der Natur betrieben und sich damit als unpolitisch ausgaben. Als Beispiel für eine solche naturalisierte Politik untersucht die Arbeit die europäische Lebensreformbewegung des frühen 20. Jahrhunderts. Naturheilkunde, Vegetarismus und Freikörperkultur waren Hauptströmungen dieser Bewegung, die den modernen Menschen als krank wahrnahm und ihn durch eine „Rückkehr zur Natur“ heilen wollte. Ihre Reform zielte auf eine alternative Gestaltung des individuellen Körpers, der mittels alternativmedizinischer Körpertechniken „naturgemäß“ geformt werden sollte. Die Arbeit untersucht die Genese und Funktionsweise dieses „natürlichen Körpers“ der Lebensreform aus einer wissenshistorischen Perspektive und analysiert dabei, wie die Bewegung im Medium des Körperwissens Politik betrieb. Im Streit um die richtige Krankheitsursache wurde nicht zuletzt die Handlungsfähigkeit des Subjekts in der Moderne verhandelt. Auch die Frage, ob der Mensch ein strenges oder ein genussorientiertes Leben führen solle, ob das Individuum oder ein Kollektiv wie die Klasse oder die „Rasse“ der wichtigste historische Akteur sei oder wie die Menschen in einer zukünftigen, naturgemäßen Gesellschaft zueinander stehen sollten, wurde als Streit um die „Natur des Menschen“ verhandelt und damit der politischen Aushandlung entzogen. Die Analyse der im Wissen mitverhandelten politischen Konflikte ermöglicht eine historische Einordnung der Lebensreform und ihres alternativen Körpers. Damit wird der Bewegung die vermeintliche Irrationalität genommen, die sie in der öffentlichen und in Teilen der wissenschaftlichen Wahrnehmung kennzeichnet. Zugleich wird die Brisanz der Auseinandersetzungen um das richtige Körper- und Naturwissen plausibel. | |
| Promotionsprojekt: Die Arbeit regieren. Technokratie und autoritäre Erneuerung in Frankreich und Deutschland, 1914-1945.
Im Rahmen meiner Dissertation, die ich unter der Betreuung von Katja Patzel-Mattern und Emmanuel Saint-Fuscien (EHESS Paris) im Rahmen eines Cotutelle-Verfahrens anfertige und die den Arbeitstitel "Die Arbeit regieren. Technokratie und autoritäre Erneuerung in Frankreich und Deutschland, 1914-1945" trägt, beschäftige ich mich mit Modernisierern wissenschaftlicher Arbeitsorganisation in Frankreich und Deutschland vom ersten Weltkrieg bis 1945, die ihre Projekte zur Reform der Wirtschaft und der menschlichen Beziehungen in der Industrie in den Dienst der "nationalen Revolutionen" ihrer Länder stellten. Es geht darum, die paradoxen Beziehungen sowie die Wechselwirkungen zu beleuchten, die in beiden Ländern zwischen den technokratischen Projekten einer Reformwirtschaft und den charismatischen Autoritarismen, die aus den Krisen der Zwischenkriegszeit hervorgingen, bestanden haben. Im Rahmen dieser transnationalen, vergleichenden und mikrohistorischen Studie möchte ich klären, wie und warum diese planerischen Projekte der Integration der Wirtschaft und der Harmonisierung der modernen Arbeitsteilung in der Zwischenkriegszeit häufig eine Symbiose mit den „palingenetischen“ (R. Griffin) Formen des Ultranationalismus eingingen. | |
| Promotionsprojekt: Psychiatrisches Heilungswissen (1840 – 1914).
Die Arbeit fokussiert die Herausbildung des psychiatrischen Heilungswissens vor dem Hintergrund der Entwicklung des Anstaltswesens nach der Gründerzeit bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ausgehend von der Leitthese, dass das Heilungsgeschehen in diesem Zeitraum eine zunehmende Marginalisierung erfuhr, wird gefragt, wie sich das Wissen über Heilungen, Heilbarkeiten und Heilungsverläufe entwickelte. Analysiert wird die Herausbildung dieses Wissens in dem spannungsreichen Feld zwischen administrativ-staatlichen Vorgaben sowie Verwissenschaftlichungs- und Professionalisierungsbestrebungen der Ärzteschaft. Für die Analyse wird ein diskurstheoretischer Rahmen gewählt. Darüber hinaus werden in der Feinanalyse von Krankenakten Erzählstrukturen als Teil der emergenten Wissensformationen untersucht. Als Quellenmaterial dienen vorwiegend Bestände aus der psychiatrischen Landschaft Württembergs: Statistiken und Karteikarten, Krankenakten aus vier unterschiedlichen Anstaltstypen und psychiatrische Fachliteratur (Zeitschriftenartikel und auflagenstarke Lehrbücher aus dem gesamten deutschen Sprachraum sowie Publikationen württembergischer Psychiater). Fokussiert werden die Zeitschnitte 1840, 1875 und 1910. | |
| Promotionsprojekt: Die Bundesbank in den 1970er und 1980er Jahren.
Die Arbeit untersucht, wie sich die Bundesbank und ihre Politik in den 1970er und 1980er Jahren wandelt in Reaktion auf die sich ändernden ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen, sowie den wirtschaftstheoretischen Schwenk hin zum Neoliberalismus. Die Bundesbank wird dabei sowohl in ihrer Rolle als Rezipient, als auch als Akteur betrachtet. Im Zentrum der Untersuchung stehen einerseits die internen Diskussionen und Entscheidungsprozesse der Bundesbank und andererseits die nach außen gerichtete Kommunikation. Zu diesem Zweck wird vor allem mit dem Archivmaterial der Bundesbank gearbeitet, insbesondere den Sitzungsprotokollen des Zentralbankrates und Direktoriums, den Pressekonferenzprotokollen und den Veröffentlichungen der Bundesbank und Direktoriumsmitglieder. | |
| Promotionsprojekt: Aushandlungsprozesse und Betreuungspraktiken in der frühen Kindheit. Eltern als (Haupt-)Akteure in der Kleinkindbetreuung zwischen 1960 und 1990.
Das Dissertationsprojekt untersucht Aushandlungsprozesse und Betreuungspraktiken von Eltern hinsichtlich der Betreuung ihrer Kleinkinder (0–3 Jahre) zwischen 1960 und 1990 in Westdeutschland am Beispiel des Rhein-Neckar-Kreises. Es ist eingebettet in das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Frühe Kindheit im Wandel“ (Marsilius-Kolleg, Universität Heidelberg) sowie Bestandteil der Verbundprojekte „Frühe Kindheit im 20. Jahrhundert“ an der Professur. Anhand von Archivalien, Oral History-Interviews und Ego-Dokumenten wird analysiert, ob elterliche Entscheidungen in der Kleinkindbetreuung vorwiegend von gesellschaftlichen Strukturen und regionalen Betreuungsangeboten oder von familiär-traditionalen Wertevorstellungen geprägt waren. Die Arbeit ist sozialhistorisch angelegt und leistet im Rahmen einer Gesellschaftsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland einen Beitrag zur Erfahrungs-, Familien- und Kindheitsgeschichte. | |
| Forschungsprojekt: "Zwischen Unsichtbarkeit, Repression und lesbischer Emanzipation – Frauenliebende* Frauen im deutschen Südwesten 1945 bis 1980er Jahre“.
Teilprojekt: Die Grenzen des Privaten. Rechtliche und private Rahmenbedingungen
Wo verliefen die rechtlichen und normativen Grenzen des ‚Privaten‘ für lesbische* Frauen und andere nicht-heteronormativ lebende Personen in Baden und Württemberg? Welche Konflikte entstanden zwischen nicht-heteronormativen Lebensweisen und staatlichen Institutionen? Gab es Räume, in denen private Freiheiten bewahrt werden konnten und andere Lebensweisen möglich waren und wie sahen diese aus? Mit diesen weit gefassten Fragestellungen setzt sich das Teilprojekt „Die Grenzen des Privaten: Rechtliche und private Rahmenbedingungen“ auseinander.
Im Fokus steht dabei die Frage, wie rechtliche und gesellschaftliche Normen die Gestaltung von Beziehungen, Familie und Partnerschaft strukturierten und normierten. Es wird untersucht, welche Beziehungsweisen queere und nicht-heteronormative Frauen tatsächlich lebten und welche Möglichkeiten sie fanden, innerhalb oder außerhalb der bestehenden Normen Freiräume zu schaffen.
Die Perspektive auf nicht-heteronormative Lebensformen eröffnet zudem eine kritische Auseinandersetzung mit Konflikten in staatlichen Handlungsfeldern jenseits des Strafrechts. Ziel ist es, sichtbar zu machen, wie Normüberschreitungen in Bezug auf sexuelles Begehren oder Lebensgestaltung staatliches Eingreifen und Sanktionen beeinflussten – auch dort, wo §175 nicht direkt angewendet wurde. Dabei wird hinterfragt, wie der Staat Begehren und Lebensmodelle konstruierte und wie Abweichungen von diesen normativen Vorgaben sanktioniert wurden.
Promotion: Die Geschichte queer-lesbischer Beziehungsweisen im deutschen Südwesten (1945-1980). | |
| Promotionsprojekt: Als Mutter zum Beruf wurde. (Sorge-)Arbeit im Modellprojekt „Tagesmütter“ 1974 – 1978.
Das Promotionsvorhaben leistet durch die Erforschung der Anfänge der Professionalisierung der Kindertagespflege am Beispiel des reformpolitischen und sozialwissenschaftlich begleiteten Modellprojekts „Tagesmütter“ (1974–1978, BMJFG und Deutsches Jugendinstitut München) einen Beitrag zu Fragen des Wandels der Organisation von Erwerbs- und Care-Arbeit einer modernen Arbeitsgesellschaft. Eine historische Untersuchung dieser Entwicklungen und der damit einhergehenden politischen Steuerungsversuche fehlt bisher. Kleinkindbetreuung durchläuft seit den 1970er Jahren einen anhaltenden Prozess der Professionalisierung und Ökonomisierung. Jedoch zeigt sich insbesondere im Gender Pay Gap bis heute deutlich die Geringschätzung von als „weiblich“ konnotierter (bezahlter und unbezahlter) Sorgearbeit. Das Forschungsvorhaben untersucht die historische Basis und Bedingtheit eines wichtigen Bereichs des Tagesbetreuungssektors. Es legt die historische Basis gegenwärtiger Strukturen und Bedingungen der Arbeit von Tagesmüttern und -vätern offen, indem es den Startpunkt der Professionalisierung und Institutionalisierung dieser Betreuungsform sowie die Motive der beteiligten (politischen) AkteurInnen untersucht. Dabei steht u.a. die Frage im Zentrum, welcher Wert reproduktiver Care-Arbeit gegenüber produktiver Erwerbsarbeit beigemessen wurde, wie diese entlohnt und sozial abgesichert war und wie dies bis in die Gegenwart wirkt. | |
| Promotionsprojekt: Für die „Völkerfreundschaft“ arbeiten. Engagements und Aktivismus für die DDR in Frankreich (1958-1990).
Im April 1958, als die Deutsche Demokratische Republik (DDR) diplomatisch isoliert war, wurde in Paris ein Verein für die Freundschaft „mit den beiden deutschen Staaten“ namens Association des Échanges franco-allemands (EFA) gegründet, um eine „vollständige Aussöhnung mit dem deutschen Volk“ zu fördern. In der Praxis wurde der Verein von kommunistischen Aktivisten betreut und zielte darauf ab, kulturelle und politische Verbindungen mit der DDR aufzubauen. Nach der Anerkennung der DDR durch die französische Regierung am 9. Februar 1973 benannte sich der Verein in Association France-RDA um und zählte 1975 mehr als 15.000 Mitglieder, womit er zur größten „Freundschaftsgesellschaft" mit der DDR in einem westeuropäischen Land wurde. Diese Dissertation versucht daher, die verschiedenen Fragen zu beantworten, die sich aus der Präsenz einer solchen „Völkerfreundschaftsgesellschaft“ in Frankreich ergeben: Auf welche Weise weckte die EFA / France-RDA Interesse an der DDR? Welches Profil hatten die Personen, die sich in dem Verein engagierten? Wie verankerte sich der Verein lokal und welche sozialen und politischen Auswirkungen hatten seine Aktivitäten? Durch die Beobachtung der Motivationen und Biographien der AkteurInnen an der Basis der Organisation wird dieser Ansatz ein besseres Verständnis der sozialen Logiken ermöglichen, die dem Engagement in einem „Freundschafts“-Verein mit der DDR zugrunde lagen. Darüber hinaus führt die vergleichende ethnografische Analyse von Departementskomitees auch zu einer lokalisierten Untersuchung des Aktivimus für die DDR in Abhängigkeit von den spezifischen Kontexten jedes untersuchten Raums. | |
| Promotionsprojekt: Die 'Mutterfamilie' im Nationalsozialismus und der frühen BRD im Raum Baden und Württemberg.
Das Projekt erarbeitet einen multiperspektivischen Blick auf die Lebenslage „alleinerziehender“ Mütter für den Zeitraum Nationalsozialismus und frühe BRD für den Raum Baden und Württemberg. Anhand der institutionellen Akten, die im Rahmen von Sorgerechtsentscheidungen oder der Jugendfürsorge entstanden sind, untersucht die Dissertation Konflikte, die durch eine Lebensweise entstand, die als Bruch mit den gesellschaftlichen und damit auch juristischen (Hetero-)Normen wahrgenommen wurde. Dabei wird sowohl der institutionelle Diskurs und die damit einhergehende Bewertung der Lebensumstände der Mütter als auch die aktiven Handlungsspielräume dieser in den Blick genommen. Daneben wird das soziale Netzwerk der Frauen analysiert. Untersucht werden familiäre als auch institutionelle Hilfsstrukturen, aber auch der soziale Umgang mit Freund*innen, sodass hier auch die Sexualität der „Alleinerziehenden“ eine Rolle spielen kann. Anhand dessen soll die „Verantwortungsgemeinschaft“, auf die sich die Mütter stützen sowie deren aktiven Teilhabe daran untersucht werden. | |
| Promotionsprojekt: Konsens oder Konflikt? Arbeitnehmervertretungen und Management im HdA-Projekt der Peiner AG.
Die Arbeit untersucht die Umsetzung des Programms Humanisierung des Arbeitslebens anhand des Demonstrationsprojektes der Peiner AG, einem Schrauben- und Maschinenproduzenten in Salzgitter. Dabei geht es weniger um die Rekonstruktion der realisierten Projekte, da diese durch die zeitgenössische Begleitforschung gut dokumentiert sind. Im Fokus stehen vielmehr die Aushandlungsprozesse auf Betriebsebene zwischen Arbeitnehmervertretungen und Management, um sichtbar zu machen, wie Kooperationen und Konflikte der betrieblichen Akteure Wandlungsprozesse prägten und welche Interessenlagen dabei handlungsleitend waren. | |
| Promotionsprojekt: Vom Ernährer zum ,neuen Vater‘? Zum Wandel der Vaterschaft im Strukturwandel der Bundesrepublik.
Die 1970er und 1980er Jahre gelten als die Geburtsstunde der ,neuen Väter‘ in der Bundesrepublik. Zeitgenössischen ExpertInnen zufolge war das Ideal einer ,involvierten‘ Form von Vaterschaft in erster Linie in jungen Familien mit hohem formalen Bildungsgrad verbreitet. Ein Wandel auf der Einstellungsebene geht jedoch nicht zwingend mit veränderten Fürsorgearrangements und -beziehungen einher. Das Vorhaben widmet sich daher der Frage, unter welchen Bedingungen sich Praktiken männlicher Elternschaft in den 1970er und 1980er Jahren veränderten und welche Kontinuitäten bestanden. Quellenmaterial der Untersuchung bilden sozialwissenschaftliche Studien aus dem Untersuchungszeitraum, nach der Oral History Methode geführte Interviews sowie Selbstzeugnisse und weiteres Archivmaterial. Die Leitfrage wird durch drei Forschungsfragen konkretisiert: Wie viel Zeit wurde von Vätern für ihre Kinder aufgewandt und wie hat sich das väterliche Zeitbudget verändert? Welche Faktoren beeinflussten, wie viel Zeit Väter mit ihren Kindern verbrachten? Wie wurde die Elternschaft erlebt und das eigene Handeln begründet? Die Arbeit geht der These nach, dass für egalitäre Fürsorgearrangements in Familien nicht die individuellen Einstellungen entscheidend waren, sondern die jeweiligen Positionen von Müttern und Vätern am Arbeitsmarkt. Indem ,involvierte‘ Formen männlicher Elternschaft im Kontext von sektoralem Strukturwandel, zunehmender Müttererwerbstätigkeit und hoher Erwerbslosigkeit verortet werden, leistet die Dissertation einen Beitrag zur Verbindung von Geschlechter-, Familien- und Wirtschaftsgeschichte.
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| Promotionsprojekt: Besatzung (be)schreiben. Ego-Dokumente aus der französischen Besatzungszone als sources de l’intime (1945-1955).
Die Arbeit beschäftigt sich mit der französischen Besatzungszone als Teil der alliierten Besatzung Deutschlands nach 1945 aus alltagsgeschichtlicher sowie aus emotionsgeschichtlicher Perspektive im Sinne einer französischen histoire de l’intime. Deutsche und französische Ego-Dokumente bieten einen persönlichen und subjektiven Zugang und werfen Fragen über Schreiben als soziale Praxis und als intimen Akt auf. Quellengrundlage sind Briefe, Tagebücher und Erinnerungen aus der französischen Zone und Berlin, archiviert im Tagebucharchiv Emmendingen, in verschiedenen Stadt- und Landesarchiven in Südwestdeutschland und Berlin, in den Archives diplomatiques in La Courneuve, sowie im Archiv der APA in Ambérieu-en-Bugey.
Eine zweite, übergreifende Perspektive ist die einer vernetzten deutsch-französischen Besatzungsgeschichte. Dabei werden Kontinuitäten, Transfers und Zusammenhänge zu vorhergegangenen Konflikt- und Besatzungserfahrungen aufgezeigt, auch im Ausblick auf die deutsch-französischen Annäherung, die parallel in den 1950er Jahren beginnt. Das Projekt reiht sich in das interdisziplinäre Forschungsfeld der Occupation Studies ein. Die französische Besatzung soll als asymmetrisches Kräfteverhältnis zwischen sozialen AkteurInnen untersucht werden, um alliierte Besatzung als dynamische Herrschaftsform, als Transformation und als Prozess über einen Zeitraum von zehn Jahren zu beschreiben. | |
| Promotionsprojekt: Herrschaftsausübung in der Peripherie. Die Besiedlung das Banats unter den Habsburgern im 18. Jahrhundert.
Das Promotionsprojekt untersucht die Frage, wie die Habsburger ihre Herrschaft in dem mit dem Frieden von Passarowitz 1718 neuerworbenen Gebiet Banat aufbauten, das Land besiedelten und langfristig verwalteten. Dabei wird anhand von Briefen habsburgischer Verwaltungsbeamter und deren Entwürfen zur Strukturierung der neuaufgebauten Verwaltung sowie den Akten der Banater Kameraladministration aufgezeigt, mit welchen theoretischen wirtschaftlichen und bevölkerungspolitischen Ansätzen die Planer an ihre Arbeit herangingen und wie letzten Endes die praktische Umsetzung der Neustrukturierung und Besiedelung aussah. | |
| Promotionsprojekt: Wert und Sichtbarkeit von Arbeit: Multiethnische Crews auf britischen und deutschen Schiffen, ca. 1880-1914.
Das Promotionsprojekt „Wert und Sichtbarkeit von Arbeit: Multiethnische Crews auf britischen und deutschen Schiffen, ca. 1880-1914“ setzt sich mit der Frage auseinander, inwiefern die ethnische Herkunft von Seeleuten die (Un)Sichtbarkeit und Wahrnehmung geleisteter Arbeit beeinflusste.
Ziel des Dissertationsprojekts ist es, zu analysieren, inwiefern nicht-europäische Seeleute, sogenannte native seamen, die materielle wie immaterielle Wertschätzung von Arbeit, Arbeitsstrukturen und Berufsfelder in der Handels- und Passagierschifffahrt sowie globale Arbeitsmärkte beeinflussten. Dabei sollen unterschiedliche Akteure – von Institutionen bis zu den native seamen – sichtbar gemacht und analytisch verschränkt werden. Durch die Verbindung von wirtschafts- und sozialhistorischen Fragen mit trans- und globalgeschichtlichen Ansätzen sollen neue Erkenntnisse über das Selbst- und Fremdbild bestimmter Berufsgruppen im Zeitalter des Imperialismus generiert werden.
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| Promotionsprojekt: The Role of Emotions in German Russian External Economic Relations.
Die Promotion The Role of Emotions in German Russian External Economic Relations untersucht ob, wann, wo, wie und von wem Emotionen in den zwischenstaatlichen Beziehungen zu welchem Zweck ausgedrückt und eingesetzt und wie diese beurteilt werden. Sie tut dies am Beispiel der deutsch-russischen Energiebeziehungen. Fokussiert werden zwei zeithistorisch besonders relevante Diskussionspunkte in der Debatte um das Gas-Pipeline Projekt Nord Stream 1: die Unterzeichnung des Vertrags zu Nord Stream unter Bundeskanzler Gerhard Schröder und Präsident Wladimir Putin 2005 und die Lieferung des ersten Gases unter Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Wladimir Putin 2011. Hauptquellengrundlage bilden die Protokolle der Plenardebatten des Deutschen Bundestages, kontextualisiert durch relevante Ausschussarbeit und offizielle Erklärungen russischer Entscheidungsträger und Repräsentanten. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der politischen Systeme haben die Parlamentsdebatten in Deutschland und Russland keinen unmittelbar vergleichbaren Einfluss auf die staatlichen Politiken. Aus diesem Grund wird für die Arbeit der asymmetrische Vergleich gewählt und der Schwerpunkt der Analyse auf der deutschen Seite gesetzt.
Die Doktorarbeit leistet einen Beitrag zur historischen Emotionsforschung. Basierend auf einer empirischen Analyse konkreter historischer Beispiele mehrt sie das Wissen um den Einsatz von Emotionen in und ihren Einfluss auf wirtschaftspolitische Aushandlungsprozesse. Sie wird überdies zeigen, wann der Einsatz von Emotionen in diesen Aushandlungsprozessen als legitim bewertet und wann er verworfen wird. Damit trägt sie sowohl zu Forschungen bei, die die treibende Kraft von Emotionen in der Geschichte diskutieren, als auch zu Studien, die sich mit der Geschichtlichkeit von Emotionen befassen. Indem sie dabei insbesondere die Wirkungen der Kategorie Geschlecht analysiert, leistet die Arbeit einen Beitrag zur Geschichte (politischer institutioneller) Kultur und zur Geschichte des Geschlechts. | |